„Ich will, dass man die Sonneninsel als Ort der Begegnung spürt“


Seit Jänner 2025 ist Martina Weber Geschäftsführerin der Sonneninsel in Seekirchen – einem Ort der Erholung, Nachsorge und Stärkung für ehemals an Krebs erkrankte Kinder und ihre Familien. Im Gespräch blickt sie zurück auf die ersten Monate im neuen Amt, auf das Zusammenspiel im Team und ihre Vision für die Zukunft.

Martina, du bist jetzt seit einem halben Jahr Geschäftsführerin der Sonneninsel. Wie würdest du diese ersten Monate in drei Worten beschreiben?
Ereignisreich, Umbruchstimmung, Kennenlernen. Ich bin sehr neugierig an diese Aufgabe herangegangen – und habe gemerkt: Viele Dinge sind gar nicht so kompliziert, wie man zuerst denkt. Natürlich habe ich einen hohen Anspruch an mich selbst, aber es braucht auch Zeit, um sich in alles einzuarbeiten. Für mich ist wichtig, in Kontakt zu bleiben – mit den Menschen, mit dem Haus, mit den Inhalten.

Was hat dich besonders an der Aufgabe hier gereizt?
Ich war ja schon viele Jahre in der Sonneninsel tätig und habe das pädagogische und psychosoziale Programm mitentwickelt. Jetzt darf ich Verantwortung für das Ganze übernehmen. Es ist schon vieles da – das macht es leichter, das Haus gut nach außen zu vertreten. Das Team ist fachlich stark, wir haben viel Offenheit für neue Ideen. Und wir wachsen stetig: von sieben auf mittlerweile 21 Mitarbeiter:innen. Die Nachfrage – etwa nach Praktikumsplätzen – zeigt, wie groß das Interesse ist.

Was hat sich in den ersten Monaten besonders bewegt?
Sehr viel! Wir haben begonnen, interne Abläufe zu hinterfragen, neue digitale Systeme eingeführt, die Betreuung im Sommer ist strukturierter. Früher war der Sommer die „High Season“, jetzt ist das ganze Jahr über viel Betrieb. Wir haben das Gefühl: Das Haus ist lebendig, vieles ist in Bewegung – und das ist sehr positiv.

„Wir sind offen für neue Projekte – und offen dafür, uns weiterzuentwickeln.“

Gab es in den ersten Wochen Momente, die dich besonders berührt haben?
Ja, vor allem die Rückmeldungen aus dem Team. Viele haben mir gesagt, wie sehr sie es schätzen, dass ich vorangehe, dass ich unsere Arbeit auch nach außen vertrete. Und auch Familien, die mich schon länger kennen, haben mir gratuliert. Da war viel Vertrauen und Wertschätzung zu spüren – das war ein sehr schönes Gefühl.

Und die größten Herausforderungen bisher?
Plötzlich für alles verantwortlich zu sein – auch für Dinge, die man nicht planen kann. Was ist, wenn etwas passiert? Ein Unfall, ein Notfall? Ich kann nicht alles kontrollieren. Aber meine Erfahrungen als Psychologin haben mir geholfen, mit dieser Unsicherheit umzugehen.

Und mein Fokus liegt jetzt als Geschäftsführerin auch auf der finanziellen Sicherheit: Es werden viele Spendenaktionen, Stiftungsanträge, uvm. gestellt, um hohe Sichtbarkeit bei potentiellen SpenderInnen zu erreichen. Die Sonneninsel finanziert sich ja zu 100% aus Spenden, wir bekommen keine Unterstützung vom Staat.

Ich spüre, dass viele gute Kräfte dieses Haus entwickelt haben und fühle mich verantwortlich, das bestmöglich fortzuführen.

 

Die Sonneninsel ist ein Ort zwischen Leichtigkeit und Ernst. Wie gelingt dir dieser Balanceakt im Alltag?
Ich nehme mir bewusst Zeit für Gespräche, lasse mich auf Begegnungen ein – aber ich muss auch wieder zurück in meinen Tagesplan finden. Das hilft mir, den Fokus zu halten. Der Austausch im Team ist dabei sehr wichtig, auch unsere regelmäßige Supervision. Wir hören viele berührende Geschichten – da tut es gut, nicht allein zu sein. Oft geht es nicht um schnelle Lösungen, sondern um echte Verbindung.

Was zeichnet das Team der Sonneninsel aus deiner Sicht aus?
Es sind alles Persönlichkeiten mit viel Erfahrung – einige haben selbst sehr persönliche Geschichten. Wir arbeiten sehr individuell mit den Familien, nehmen uns Zeit, um wirklich da zu sein. Das ist nur möglich, weil uns Spenden diesen Raum geben. Die Familien spüren das – und schätzen die Begegnung mit uns sehr.

Gibt es Dinge, die du gerne verändern oder neu gestalten möchtest?
Ja, viele Ideen! Wir denken zum Beispiel über ein Tiny House für Praktikant:innen nach, über eine neue Gartengestaltung, über kleinere bauliche Verbesserungen wie die Klimasituation in den Zimmern. Auch Schulen zeigen Interesse an Kooperationen. Ich wünsche mir, dass die Sonneninsel ein Ort bleibt, der Schutzraum und Begegnungsort zugleich ist – offen für Menschen, offen für Ideen.

Was magst du an deiner Arbeit besonders – und was vielleicht weniger?
Ich liebe es, wenn Ideen Realität werden, wenn man spürt: Das macht Sinn. Was schwieriger ist, ist der finanzielle Druck. Da braucht es viel Einsatz und Kommunikation, um langfristig gut aufgestellt zu sein.

Und was wünschst du dir für die nächsten sechs Monate?
Dass sich vieles, was in Bewegung ist, stabilisiert – und wir sehen, dass es wirkt. Ich wünsche mir, dass wir Raum behalten für neue Projekte und die finanzielle Situation sich entspannt. Vor allem aber wünsche ich mir, dass die Sonneninsel für Familien, Mitarbeiter:innen und Unterstützer:innen ein guter Ort bleibt – einer, an dem psychosoziale Nachsorge auf vielen Ebenen möglich ist.

 

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