
Sonneninsel erhält Anerkennungspreis der Deutschen Kinderkrebsnachsorge – Stiftung für das chronisch kranke Kind
Die Sonneninsel wurde von der Deutschen Kinderkrebsnachsorge – Stiftung für das chronisch kranke Kind mit dem Anerkennungspreis ausgezeichnet. Neben dem Konzept der Sonneninsel wurde dabei die wissenschaftliche Erhebung zur psychosozialen Nachsorge hervorgehoben. Diese wurde die im Rahmen einer Masterarbeit an der Universität Salzburg entwickelt, umgesetzt und ausgewertet. Wir haben mit der Studienautorin und Sonneninsel-Psychologin Christina Eberl, MSc, über die Bedeutung der Auszeichnung, die Ergebnisse der Studie und die Zukunft der psychosozialen Nachsorge gesprochen.
Liebe Christina, was bedeutet diese Auszeichnung für dich persönlich und für das gesamte Sonneninsel-Team?
In erster Linie ist diese Auszeichnung eine sehr große Wertschätzung unserer Arbeit. Sie bestärkt mich enorm in dem, was wie wir praktisch, aber auch wissenschaftlich arbeiten. Es ist ein starkes Signal, dass wir auf dem richtigen Weg sind und dass unsere Arbeit anerkannt wird. Gleichzeitig gibt sie uns Mut, noch selbstbewusster nach außen zu treten und sichtbar zu machen, was psychosoziale Nachsorge bewirken kann.
Wie hast du von der Entscheidung erfahren und wie war die erste Reaktion im Team?
Ich habe die Studie bereits im Juli eingereicht und erst im Oktober erfahren, dass wir den Preis erhalten. Als die Zusage kam, war ich unglaublich aufgeregt und konnte es zunächst gar nicht fassen. Am nächsten Morgen habe ich es sofort Martina Weber (Leiterin und Geschäftsführerin der Sonneninsel) und natürlich dem gesamten Team erzählt. Die Freude war riesig und man hat sofort gespürt, wie sehr diese Anerkennung alle berührt hat.
Es wurden mehrere förderwürdige Projekte eingereicht. Was glaubst du, hat die Jury gerade von der Sonneninsel besonders überzeugt?
Ein zentraler Punkt war sicher, dass wir nach einer Erkrankung die Belastung im gesamten Familiensystem in den Blick nehmen und das Programm bei uns auf der Sonneninsel für die gesamte Familie, nicht nur das erkrankte Kind, ausgerichtet ist. Die Belastung betrifft immer alle Familienmitglieder und genau das spiegelt sich auch in unseren Angeboten wider.
Die Jury war besonders an den unterschiedlichen Schwerpunkten interessiert: Familienerholung, Camps für Kinder und Jugendliche sowie Trauer- und Selbstfürsorgewochenenden. Was sie außerdem sehr beeindruckt hat, war die Kombination aus praktischer Arbeit und wissenschaftlicher Fundierung. Die Evaluation zeigt, dass unsere Angebote nicht nur intuitiv sind, sondern auch tatsächlich wirken. Und genau das können wir nun durch Daten sichtbar machen.
Die Studie entstand im Rahmen deiner Masterarbeit. Kannst du etwas zur wissenschaftlichen Evaluation der Aufenthalte erzählen?
Die Erhebung habe ich im Rahmen meines Masterstudiums der Psychologie an der Universität Salzburg und in enger Zusammenarbeit mit der Sonneninsel entwickelt und umgesetzt. Wir haben uns bewusst für eine Langzeitstudie in App-Form entschieden. Die Familien erhielten hierfür bei der Anreise, bei der Abreise und drei Monate nach dem Aufenthalt einen standardisierten Fragebogen. Zusätzlich evaluierten wir auf täglicher Ebene ihr Befinden und einzelne Programmpunkte.
So konnten wir konkrete Einflussfaktoren sichtbar machen. Es hat sich zum Beispiel gezeigt, dass Teilnehmende an Tagen, an denen sie ein psychologisches Gespräche in Anspruch nahmen, über ein verbessertes psychisches Befinden berichten. Besonders positive Effekte zeigten sich auch an Tagen mit tiergestützten oder kreativen Angeboten.
Die ersten vorliegenden Daten der Vorher-Nachher Vergleiche zeigen bereits signifikante Verbesserungen von Ängsten, Erschöpfung, Depressivität, Ärger und Schlafbeeinträchtigungen. Diese Effekte sind auch noch drei Monate nach einem Aufenthalt sichtbar.

Was macht diese Studie aus wissenschaftlicher Sicht besonders?
Das Besondere ist, dass wir psychosoziale Nachsorge wissenschaftlich erheben können und so nicht nur das Programm der Sonneninsel laufend evaluieren und optimieren können, sondern auch Vorreiter dafür sind, wie familienorientierte psychosoziale Nachsorge umgesetzt werden kann und wirkt.
Eine große Stärke ist, dass wir Kinder und Erwachsene parallel erheben und ihre Daten unmittelbar miteinander vergleichen können. Die Daten werden anonym erhoben, ermöglichen aber trotzdem einen Blick auf das familiäre Zusammenspiel.
So können wir etwa das Wohlbefinden von Mutter und Kind gegenüberstellen.
Es ist außerdem etwas ganz Besonderes, dass sich so viele Gäste der Sonneninsel bereiterklären mitzumachen. Teilnehmen können Kinder ab acht Jahren, die Teilnahme ist freiwillig. Über 90 Prozent der Familien haben die Befragungen während des Aufenthalts vollständig ausgefüllt. Die Studie läuft auch über das Ende meiner Masterarbeit weiter, mittlerweile sind es schon über 300 Teilnehmende. Es können sich also noch viele weitere spannende Aspekte angeschaut werden.
Wie hast du die Preisverleihung im Rahmen des 35-jährigen Jubiläums der Deutschen Kinderkrebsnachsorge erlebt?
Die Preisverleihung fand im Rahmen des Festaktes zum 35-jährigen Jubiläum der Stiftung in einem sehr feierlichen und wertschätzenden Rahmen statt. Es gab eine persönliche Begrüßung, sehr viel Interesse an unserer Arbeit und Zeit für Gespräche. Während der Verleihung selbst war es einfach nur schön, das alles genießen zu dürfen.
Die Laudatio an uns war beeindruckend, sehr wertschätzend, sehr interessiert an unserer Arbeit. Wir durften die Sonneninsel im Anschluss kurz vorstellen und auf den Preis reagieren – das war eine große Ehre für uns. Beim anschließenden Ausklang des Abends entstanden noch viele Gespräche und spannende Fragen.

Bei der Preisverleihung in Stuttgart: Die Stiftungsvorstände Roland Wehrle (links) und Sonja Faber-Schrecklein (rechts) mit Studienautorin & Sonneninsel-Psychologin Christina Eberl und Sonneninsel-Geschäftsführerin Martina Weber. Foto: Wilfried Dold – dold.media
Wie möchtet ihr die zusätzliche Aufmerksamkeit durch den Preis künftig nutzen?
Wir sind sehr dankbar und stolz für die Auszeichnung mit dem Anerkennungspreis 2025. Sie ist ein bedeutsames Zeichen, wie wertvoll psychosoziale Nachsorge für die ganze Familien ist und wie bedeutsam ein Ort wie die Sonneninsel sein kann.
Unser Ziel ist es, die Bekanntheit der Sonneninsel weiter zu stärken, und die Ergebnisse der Studie zu publizieren und der Fachwelt zugänglich zu machen. Wir sehen uns zunehmend in einer Vorreiterrolle für psychosoziale Nachsorge im deutschsprachigen Raum. Diese Verantwortung nehmen wir sehr gerne an.
Es ist uns ein großes Anliegen, unsere Erfahrungen zu teilen, Impulse zu setzen und anderen Einrichtungen Mut zu machen, psychosoziale Nachsorge umzusetzen, wissenschaftlich zu begleiten und weiterzuentwickeln.

Foto: © Kolarik 11.12.2025 | v.l.n.r.: Dr. Hannah van Alebeek (Senior Scientist Abteilung Psychotherapie/-forschung), Dr. Franziska Pfannerstill (Senior Scientist Abteilung Psychotherapie/-forschung), Univ.-Prof. Dr. Thomas Probst (Leitung Abteilung Psychotherapie/-forschung), Christina Eberl MSc (Preisgewinnerin und Psychologin Sonneninsel), Rektor Univ.-Prof. Dr. Bernhard Fügenschuh, Martina Weber MSc (Geschäftsführerin und Psychologin Sonneninsel), Dr. Elisabeth Uttenthaler (Psychologin Sonneninsel)
