Familie – ein Gefühl von Heimat


© privat. Medeea (recht) und ihr Bruder freuen sich über einen köstlichen Baumkuchen, den sich gemeinsam mit ihren Tanten gebacken haben.

Unsere Medeea erzählt im Gespräch, was Familie für sie bedeutet, über ihre Wurzeln in Rumänien und wofür sie ihren Eltern sehr dankbar ist.

Wir lassen Sie selbst zu Wort kommen:

„Meine Eltern stammen aus dem selben Dorf in Rumänien. Sie waren bereits gemeinsam im Kindergarten und haben auch dieselbe Schule besucht. Als junge Erwachsene sind sie dann ein Paar geworden. Nach Österreich hat es die beiden durch Zufall verschlagen: Mein Papa hatte eine Autopanne in Salzburg, als er auf dem nach Deutschland war. Von diesem Tag an war für ihn klar, dass er sich hier ein Leben aufbauen möchte. In den 1990er Jahren ist er dann nach Salzburg gezogen. Meine Mama hat ihn so vermisst, dass sie aus Rumänien nach Ungarn gefahren ist und dort von ihrer Cousine aus ein Telegramm geschickt hat, mit der Information, dass sie jetzt nachkommt. Damals gab es ja noch keine Handies und es war viel komplizierter, Kontakt aufzunehmen.

Zu Beginn waren sie nur zu zweit, sie waren Anfang 20 und hatten nur sich, eine Mini-Wohnung und jeweils ein Teller und ein Besteck für sich und für ihre Gäste. Meine Eltern erzählen mir immer, dass sie es mit viel Liebe, Fleiß und Zusammenhalt geschafft haben, sich eine Existenz aufzubauen. Mein Papa hat wahnsinnig viel gearbeitet. Zwei Jahre nach meiner Geburt kam dann mein Bruder auf die Welt. Wir sind dann bald in ein Haus gezogen, in dem wir bis heute gelebt haben.

Bei mir war das immer so: Salzburg, das ist meine Heimat, aber ich habe auch ein Zuhause in Rumänien. Meine unmittelbare Familie, das sind eben wir vier: Mama, Papa, mein Bruder und ich. Das hat uns schon sehr zusammen geschweißt. Da sie so weit weg von ihren Verwandten waren, waren meine Eltern auch sehr frei in ihrer Art, uns zu erziehen.

Erinnerungen an Weihnachten

Ich sehe meine Verwandten sehr wenig, aber wir haben ein sehr inniges und herzliches Verhältnis miteinander, auch wenn wir uns nur alle Jahre sehen. Die Sommerferien habe ich gerne in Rumänien verbracht. Da kann ich mich noch genau daran erinnern: Bei meiner Oma auf ihrem Hof mit Hühnern und Schweinen. In ihrem wunderbaren Garten war eine große Schaukel, auf der schon mein Papa geschaukelt ist, als er ein Kind war. Dort bin ich oft den ganzen Tag lang gesessen und geschaukelt.

Das erste Weihnachten in Rumänien war ganz besonders. Wir haben alle Verwandten besucht und gemeinsam Zeit verbracht, ich erinnere mich noch gut an die selbstgemachten Köstlichkeiten meiner Tanten. Ich höre so gerne meiner Mama zu, wenn sie Geschichten von früher erzählt. Sie ist ja im Kommunismus aufgewachsen und ihre Familie war nicht wohlhabend, als Selbstversorger hatten sie aber alles, was sie benötigten. Sie erzählt mir immer von ihrer wunderschönen Kindheit. Sie war die jüngste von vier Schwestern, die haben sich immer um sie gekümmert. Meine Mama hatte alle Freiheiten. Heute sagt sie oft, dass sie einfach gar nicht gewusst hat, dass es ihnen schlechter geht als anderen. Im Fernsehen hat es damals eine Kinderschauspielerin gegeben, die meine Mama so gerne gesehen hat: Medeea Marinescu, sie war ihr großes Vorbild, so wild und unerschrocken. Damals hat sie sich geschworen, dass sie ihre erste Tochter Medeea nennt.

© privat. Medeea im zauberhaften Garten ihrer Großmutter.

Rumänische Wurzeln: Gelebte Gemeinschaft

Ich denke unsere rumänischen Wurzeln haben sind in meiner Familie deutlich spürbar: Das Überschwängliche, das Offene, das wird auch auf das Umfeld übertragen. Meine Kindheit war geprägt von viel Gemeinschaft: In meinem Elternhaus gingen viele Menschen ein uns aus. Ich habe so oft Freunde mit nach Hause genommen und wir haben Feste immer gemeinsam gefeiert. Soweit ich mich erinnern kann, haben fast jedes Wochenende Freunde bei uns übernachtet.

Unser Familienleben war immer sehr liberal. Mein Bruder und ich hatten viele Freiheiten. Wir wussten, wenn wir unsere Pflichten erfüllen,  können wir vieles machen. Für meine Eltern waren Noten nicht so wichtig, es gab keinen Leistungsdruck. Wir wussten, wenn wir Verantwortung übernehmen und unsere Aufgaben erfüllen, haben wir alle Freiheiten. Unsere Eltern haben uns viel Vertrauen geschenkt. Ich hatte niemals das Gefühl, dass wir eingeengt wurden, vielmehr hatte ich ein Freiheitsgefühl innerhalb einer schützenden Familienstruktur mit viel Wärme und Geborgenheit.

Dankbar für die eigene Zukunft

Ich bin meinen Eltern sehr dankbar dafür, dass sie uns eine Zukunft geschenkt haben. Heute kann ich studieren und meinen Weg selbst aussuchen. In Rumänien hätte ich ein ganz anderes Leben gehabt. Für meine Eltern empfinde ich Liebe, Achtung und Dankbarkeit. Für mich ist meine Familie eine Auswandererfamilie, die in einem wunderbaren Land eine neue Zukunft gefunden hat.“

Familie ist für mich…

… ein Gefühl von Heimat. Wenn man selbst im Einklang mit sich ist, hat man seine eigene Heimat. Dann hat man die Struktur der Familie. Dann den Ort an dem man zuhause ist und wie in meinem Fall sogar einen zweiten Ort.

Ich verbinde damit ein Gefühl von Wohlbefinden, von Geborgenheit, für mich der Inbegriff von Liebe und großes Vertrauen. Familie ist für mich der wahre Inbegriff für Fels in der Brandung. Da kommt man halt her, das ist der Ursprung und die eigenen Wurzeln. Und man muss sehr dankbar sein, dass man eine intakte Familie hat, das hat meine Wertschätzung umso mehr gesteigert.

© privat: Medeea (links) mit ihrer Familie bei ihrer Tante Irenke.

 

 

 

 

 

 

 

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