„Man muss sie erst überreden – aber dann wollen sie nie mehr weg“


Ein Gespräch mit Josef Hofbauer, Vorstand der Kinderkrebshilfe Rottal-Inn, über die Sonneninsel Seekirchen, gelebte Nachsorge und ganz viel Menschlichkeit.

Herr Hofbauer, Sie sind seit der Gründung 2009 der 1. Vorstand der Kinderkrebshilfe Rottal-Inn. Was hat Sie damals zu diesem Schritt bewogen?
Die Entscheidung, mich für die Kinderkrebshilfe zu engagieren, war eine ganz persönliche. Ich habe mir das reiflich überlegt – das durfte kein Schnellschuss sein. Für mich war klar: Wenn ich so etwas mache, dann mit vollem Herzen und langfristig. Und ich wollte etwas aufbauen, hinter dem ich mit voller Überzeugung stehen kann.

Seit wann arbeiten Sie mit der Sonneninsel in Seekirchen zusammen?
Wir begleiten die Sonneninsel von Anfang an – seit es sie gibt. Der Kontakt entstand damals über die Salzach-Regio zu Frau Heide Janik. Da wurden gerade Spendengelder für den Bau gesammelt. Wir waren von Anfang an dabei: beim Spatenstich, beim Bau, bei der Einweihung. Und natürlich haben wir die Sonneninsel auch ein wenig mitfinanziert. Seit der ersten Stunde schicken wir Familien dorthin zur Erholung.

Wie würden Sie die Zusammenarbeit mit der Sonneninsel beschreiben?
Die war und ist einfach hervorragend. Es war damals alles sehr vertrauensvoll – die Kinderkrebshilfen Traunstein, das Berchtesgadener Land und wir aus Rottal-Inn waren die ersten, die mit der Sonneninsel zusammengearbeitet haben. Wenn etwas neu entsteht, muss man sehen, wie es sich entwickelt. Aber der gute Kontakt war sofort da. Auch der Lions Club hat sich stark eingebracht. Die ersten fünf Jahre wurden die laufenden Kosten übernommen – das war eine enorme Hilfe. Aber auch heute ist die Sonneninsel jeden einzelnen Cent wert.

Was macht die Sonneninsel für Sie so besonders?
Vieles. Mich beeindruckt schon der Bau an sich – ein Holzhaus, warm, freundlich. Man fühlt sich sofort wohl. Aber noch viel wichtiger ist die Atmosphäre: Die Fürsorge für die Familien ist unglaublich. Da wird jeder Wunsch von den Augen abgelesen. Besonders wichtig finde ich auch die Trauerbegleitung. Es ist einfach eine wunderbare Sache.

Wie erleben die Familien die Zeit auf der Sonneninsel?
Die Rückmeldungen sind durchweg positiv. Ich habe noch nie etwas Negatives gehört. Oft muss man die Familien anfangs erst überreden, überhaupt hinzufahren – aber dann wollen sie jedes Jahr wieder zurück. Das sagt eigentlich schon alles. Gerade die Vielfalt der Familien, auch solche, die Verluste erlitten haben, zeigt, wie wichtig diese Einrichtung ist. Aktuell betreuen wir zwischen 45 und 50 Familien – das schwankt natürlich ein wenig. Aber wer einmal dort war, der empfiehlt es weiter. Und Freundschaften entstehen dort, auch unter den Eltern.

Warum ist die Nachsorge so entscheidend?
Die Belastung durch eine Krebserkrankung endet nicht mit der letzten Chemo. Da gibt es so viel, was drumherum passiert – psychosozial, emotional, körperlich. Auf der Sonneninsel können die Familien einfach mal loslassen, abspannen, die Seele baumeln lassen. Und das ist nicht nur für das kranke Kind wichtig, sondern für die ganze Familie – auch für die Geschwister. Alle tragen diese Last mit.

Was leistet die Kinderkrebshilfe Rottal-Inn darüber hinaus?
Wir unterstützen die Familien, wo wir können – finanziell, aber auch ganz praktisch. Oft fällt ein Elternteil aus dem Berufsleben raus – wir greifen dann monatlich unter die Arme. Wir übernehmen Kosten, die die Krankenkasse nicht trägt. Und ganz wichtig: Jede Familie wird von einem unserer Vorstände persönlich betreut. Wenn es Probleme mit Behörden, Versicherungen oder sonstige Herausforderungen gibt, sind wir da. Außerdem organisieren wir gemeinsame Ausflüge – wie etwa zum Zirkus Krone oder mehrtägige Familienreisen. Das stärkt nicht nur die Familien, sondern auch das Netzwerk untereinander. Und die Sonneninsel spielt da eine ganz zentrale Rolle – sie verbindet.

Vielen Dank für das Gespräch, Herr Hofbauer.

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