„Ich hatte gleich so ein Gefühl, dass ich da mitarbeiten möchte!“


Heute wollen wir mit Christa Stöllinger über ihr Arbeit auf der Sonneninsel sprechen. Christa ist Klinische- und Gesundheitspsychologin sowie Psychotherapeutin und arbeitet fast seit Anfang an auf der Sonneninsel mit.

Liebe Christa, du unterstützt jetzt schon eine ganze Weile Familien auf der Sonneninsel. Wie bist du zu uns gekommen?
Ich bin schon neun Jahre, also beinahe von Anfang an dabei. Als die Sonneninsel gebaut wurde, habe ich in den Medien davon erfahren und da hatte ich gleich so ein Bauchgefühl, dass ich da mitarbeiten möchte. Seither darf ich Familien, die zur Erholung auf die Sonneninsel kommen, im Gespräch unterstützen. Diese entscheiden selbst, ob sie als Elternteil (Mutter und/oder Vater), als betroffenes Kind, Geschwisterkind oder als gesamte Familie zu mir kommen.

Mittlerweile treffe ich auf der Sonneninsel immer wieder Familien, die ich schon lange kenne und begleite. Das freut mich sehr. Manchmal tun Veränderungen gut, aber es ist auch schön eine Konstante im Leben zu haben.

Was sind die größten Veränderungen, wenn eine Familie mit der Diagnose Krebs konfrontiert wird?
Solch eine Diagnose zu erhalten, beeinflusst das komplette Leben einer ganzen Familie. Der Alltag verändert sich total: Der Fokus liegt am erkrankten Kind, alles andere wird nebensächlich. (Meist) verbringen die Mutter und das betroffene Kind viel Zeit im Krankenhaus, sie sind stark isoliert und ihnen fehlen soziale Kontakte. Väter sind meist sehr bemüht, ihre Ehefrau tageweise abzulösen, versorgen aber meist mit den Großeltern die Geschwisterkinder. Grundsätzlich kann man sagen, dass während der Therapiezeit alle „funktionieren“ müssen.

Oftmals verändert sich auch der Freundeskreis der Familie. Es prallen zwei Welten aufeinander und so passiert es, dass sich betroffene Eltern distanzieren, weil sie die Gespräche der Freunde oberflächlich finden oder die Freunde sich unsicher fühlen, wie sie sich verhalten sollen. Auch die Isolationszeit entfremdet.  Mütter entwickeln meist Ängste und versuchen ihr Kind vor allem zu schützen, z.B. aus Sorge vor einem Infekt, den sie nach Hause bringen könnten… so entfremdet man sich zusätzlich.

Zudem leidet die Paarbeziehung der Eltern unter der veränderten Situation. Die Rolle der Eheleute fällt meist weg, das Paar hat keine Zeit für sich und es entsteht eine große Herausforderung, die entweder noch mehr zusammenschweißt oder auch zur Trennung führt.

Aber auch die Zeit danach ist mit vielen Veränderungen und oft Ängsten verbunden. Viele Eltern sprechen die große Angst vor einem Rezidiv an und thematisieren dabei ihren „Kontrollverlust“.

Neben vielen schweren Themen ist die Würdigung das Allerwichtigste und parallel dazu versuche ich, die Person dort abzuholen, wo sie gerade steht.  Das Schöne an meiner Arbeit auf der Sonneninsel ist aber, dass die Familien sehr dankbar sind und durch ihre schlimmen Erfahrungen nichts mehr als selbstverständlich sehen und eine meist reifere Lebenseinstellung entwickeln.

Du begleitest unser Wochenende für trauernde Familien. Wie ist dein Zugang zum Thema?
Früher war der Tod tabuisiert und man hat nicht darüber gesprochen, das hat sich jetzt geändert, alles hat seinen Platz. Tod und Todesangst sind oft Teil meiner Gespräche mit den Familien. Wenn ein Kind stirbt gibt es eine extreme Schwere in der Familie. Das verstorbene Familienmitglied hinterlässt eine große Lücke. Das seelische Gleichgewicht der Familie wird bei so einem einschneidenden Erlebnis tiefgreifend verändert. Jedes Familienmitglied braucht danach eine andere Art der Unterstützung. Der Fokus soll nicht nur auf dem erkrankten oder verstorbenen Familienmitglied liegen, sondern jeder soll seinen Platz bekommen.

Das erfordert ein genaues Hinschauen und dabei hilft mir meine Therapieausbildung, als auch die jahrelange therapeutische Erfahrung. Es gibt viele verschiedene Zugänge zu dem Thema. Bei unserem Trauerwochenende sollen auch positive Ressourcen und schöne Erinnerungen gefunden werden. Rituale können dabei helfen, gemeinsam etwas Neues zu schaffen. Das kann sehr individuell sein, z.B. einen Platz auf der Sonneninsel zu suchen, wo man für den Verstorbenen etwas hinterlässt, z.B. einen bemalenen Stein.  

Was ist dein Lieblingsplatz auf der Sonneninsel?
Ich habe keinen speziellen Lieblingsplatz, ich fühle mich auf der Sonneninsel wohl und willkommen. Ich freue mich immer wenn ich hier bin und nehme mir auch sehr gerne Zeit für die Familien. Es ist eine Bereicherung für mich und extreme Wertschätzung und Vertrauen, die ich empfange.

Aus dem Feedback der Familien weiß ich, dass auch die Familien die Sonneninsel extrem schätzen und  begeistert sind. Sie vergleichen es oft mit einer Reha, wo man spezielle Programme machen muss, nur anders. Hier haben sie viel mehr Luft das zu tun, was sie wirklich machen wollen, es ist viel mehr Leichtigkeit an diesem Ort. Ein guter Rahmen um gemeinsam Zeit zu verbringen.

Liebe Christa, vielen Dank für deine Zeit und das interessante Gespräch.

Unsere Sonneninsel-Psychologin Christa Stöllinger mit Familien auf der Sonneninsel. Foto: Sonneninsel

 

 

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