Ein Lied für die Sonneninsel


Kristin war mit ihrer Familie auf der Sonneninsel zu Gast und hat ein wunderbares Lied für uns komponiert. Wie sie auf die Idee gekommen ist uns ein „Lied zu schenken“ und warum manchmal solche Lieder aus ihr „sprudeln“, hat sie uns im Interview verraten.

Magst du dich kurz vorstellen?

Ich bin Kristin und komme aus Dresden. Ich habe ursprünglich Tourismus studiert, war dann aber lange mit den Kindern zuhause. Die Vorstellung, zurück ins Büro zu gehen und den ganzen Tag vor dem Computer zu sitzen, wie vor der Elternzeit, war dann aber nicht so meins. Ich wollte etwas Nützliches machen und Kontakt zu Menschen haben.

Als die Kinder klein waren habe ich deshalb viele Kurse und Fortbildungen gemacht. So biete ich heute musikalische Klangreisen und Konzerte, Geburts-, Lebens-, Sterbe- und Trauerbegleitung, Massagen und Energiearbeit an. Eine andere Art des Reisens. Das tut den Menschen gut und mir auch.

Wie bist du zur Sonneninsel gekommen?

Wir haben durch Zufall von der Sonneninsel erfahren. Ein Bekannter von uns, der sich für den Sonnenstrahl e.V. (Anm.: ein Verein in Dresden, der sich für an Krebs erkrankte Kinder engagiert), hat uns davon erzählt.

Daraufhin haben wir einfach mal angefragt, ob ein Aufenthalt auf der Sonneninsel möglich wäre. Ich bin Mutter von vier Kindern, drei davon sind Himmelskinder. Zwei unserer Kinder hatten eine schwere Krankheit, nicht Krebs, sondern litten an einer seltenen, genetischen Leber-Erkrankung. Leider sind beide Kinder, Alwin und Elvis, sehr jung daran verstorben. So sind wir mit unserem ältesten Sohn zur Sonneninsel und haben an der Trauergruppe teilgenommen. Sicher haben uns auch die anderen Kinder begleitet.

Der Tod unserer Kinder war eine sehr schmerzvolle, leidvolle Erfahrung. Wir empfinden aber auch viel Dankbarkeit für all die Erfahrungen und für die Zeit, die wir gemeinsam mit ihnen hatten. Wir haben diese sehr bewusst mit ihnen verbracht und gelebt. Wir haben vieles anders gemacht: Uns ganz viel Zeit genommen für die Kinder, sie viel getragen, lange gestillt, sie haben bei uns geschlafen – wir haben ihnen einfach unsere Liebe geschenkt solange sie bei uns waren. Wir haben gelernt, dieses Schicksal anzunehmen. Deshalb schwingt heute auch Freude mit, wenn wir auf diese gemeinsamen Jahre zurückblicken. Auch in schwierigen Momenten entdecke ich so das Schöne und erkenne, dass alles gut ist und seinen Sinn hat. Trauern bedeutet nicht nur traurig zu sein, man kann sich auch an der gemeinsamen Zeit erfreuen. Für viele ist unser Ansatz schwer zu greifen, aber bei unserem Besuch auf der Sonneninsel hatten wir das Gefühl, dass auch diese Gefühle Platz haben. Ich kann auch aus so einer Geschichte rausgehen und daran als Mensch wachsen.

Die Trauergruppe bietet einen Raum, wo man über seine (Trauer)-Gefühle und seine Kinder sprechen kann. Die Kinder sind ja immer noch da… manche Eltern/Familien leben mit den Erinnerungen weiter, andere spüren sogar die Energie der Kinder. Das ist wichtig. Die Familien wollen nicht nur im Leid leben, sondern auch wieder Freude erleben. Man muss auch offen sein und einen anderen Blick auf den Tod zulassen. Alles darf sein.

Wenn du die Sonneninsel deinen Freunden beschreiben würdest, was würdest du ihnen erzählen?

Die Sonneninsel ist ein Ort, wo erkrankte Kinder Kraft tanken und sich erholen können. Es ist kein Krankenhaus- oder Kuraufenthalt, sondern ein Ort der Freude, wo man seine Sorgen unter Gleichgesinnten nicht vergessen muss und gleichzeitig ein wenig beiseite schieben bzw. mit neuen freudigen Erfahrungen heilen kann. Die Sonneninsel ist so voller Freude. Die Umgebung ist so schön, das viele Grün, der See. Man hat das Gefühl für Jeden und alle Themen ist hier Platz.

Auf der Sonneninsel erlebt man eine Auszeit von seiner gewohnten Umgebung. Man kann sich mit anderen betroffenen Eltern austauschen, das hat eine ganz besondere Tiefe und es ist viel gegenseitiges Verständnis da. Man hat das Gefühl man darf und kann hier glücklich sein, auch wenn in seinem/unseren Leben etwas Schlimmes passiert ist.

Wie bist du auf die Idee gekommen einen Song für die Sonneninsel zu texten?

Der Song kam irgendwie zu mir. Ich war auf der Sonneninsel und hatte eine Massage bei Claudia, noch bevor die Trauergruppe begann. Die Massage war wundervoll entspannend und sie hat ein Lied gespielt, welches mich an eine Situation mit meinen verstorbenen Kindern erinnert hat. Nach der Massage bin ich raus in die Natur und habe mich so erfüllt gefühlt. Ich dachte an den Spruch „Wo Freude ist, da ist Leben“ und hab zu singen und zu tönen begonnen und dann kam automatisch eine Melodie. Das klang schon recht schön und dann hab ich im Gehen noch ein wenig gereimt und es kribbelte in mir und der Song ist quasi aus mir „rausgesprudelt“. Quasi pure Freude. Ich hab mir die Ukulele geschnappt und noch ein bisschen geübt und schon war das „Sonneninsel-Lied“ geboren.

Ukulele habe ich während meiner zweiten Schwangerschaft (mit Alwin) spielen gelernt. Zuerst nur nebenbei, dann mehr, als wir gemerkt haben, dass unser Sohn krank ist. Dann kam das erste Lied. Da ist meine künstlerische Seite ausgebrochen bzw. zurückgekehrt. Musik zu machen, zu singen und zu tönen bringt mich in die Kraft und macht mir Spaß. Meine Lieder haben immer kraftvolle Botschaften für mich und andere. Es sind Lieder für Kinder genauso wie für Erwachsene.

Hier geht’s zur Website von Kristin

Youtube-Kanal mit ihren Liedern

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