„Die Insel der sprechenden Tiere“


 

Nach dem großen Erfolg der vergangenen Jahre findet das einzigartige Camp für Kinder mit Lippen-Kiefer-Gaumensegel-Fehlbildungen heuer bereits zum vierten Mal statt. Die Sonneninsel Seekirchen ist natürlich gerne wieder Gastgeber für diese im deutschsprachigen Raum einzigartige Therapiewoche. Die beiden Initiatorin Caroline König (Logopädin im Spezialzentrum für Mund-Kiefer-Gesichts-Chirurgie des PMU-Klinikums Salzburg) und Bianca Specht-Moser (Leiterin der Logopädie-Werkstatt) leiten das Camp gemeinsam mit Studentinnen der FH für Logopädie im 5. Semester. Unter dem Motto „Die Insel der sprechenden Tiere“ gelingen Lernen und Üben ganz nebenbei. „Das Lernen in der Gruppe fällt leichter als in der Einzeltherapie“, weiß Caroline König. „Die Kinder empfinden das Programm nicht so sehr als Therapie, sondern eher als lustiges Miteinander.“

Bianca Specht-Moser (links außen) und Caroline König (recht außen) mit den Studentinnen der FH für Logopädie (Mitte)

13 Kinder zwischen fünf und zehn Jahren sind heuer mit ihren Eltern zum Camp auf die Sonneninsel gekommen. Manche sind bereits zum wiederholten Male dabei, für andere ist es der erste Besuch des Camps. So wie für Kerstin Peer und ihre Tochter Ariane (6). „Uns gefällt es sehr gut hier. Wir sind liebevoll aufgenommen worden und fühlen uns einfach total wohl“, freut sich die Mama aus Niederösterreich. Sie ist begeistert von den Räumlichkeiten und vom guten Essen. „Für meine Tochter ist es sehr angenehm, dass hier keine Krankenhausatmosphäre herrscht. Sie ist eigentlich ein bisschen schüchtern, traut sich hier aber jeden Tag ein bisschen mehr zu. Das freut mich natürlich.“ Frau Peer erzählt weiter: „Meine Tochter hat zum ersten Mal bemerkt, dass es auch andere Kinder gibt, die sich mit dem Sprechen schwer tun.“ Zu diesem speziellen Camp ist die Familie über das Spezialzentrum im PMU-Klinikum Salzburg gekommen: „Frau König hat uns direkt angesprochen und uns das Sprach-Camp empfohlen. Dafür sind wir sehr dankbar.“

Ebenfalls über die Spezial-Ambulanz ist Papa Markus aus Wien mit seinem Sohn Valentin (7) auf dieses einzigartige Angebot aufmerksam geworden. Er hat ähnliche Erfahrungen wie Kerstin Peer gemacht: „Meinem Sohn ist in den vergangenen Tagen erstmals bewusst geworden, dass es auch anderen Kindern so geht wie ihm. Das ist eine große Entlastung für ihn.“ Alle Eltern und Kinder sind von der Sonneninsel sehr angetan. Papa Markus freut sich über die „angenehme Atmosphäre“ und darüber, dass „viel auf Eigenverantwortung basiert. Jeder kümmert sich etwa um seinen Tisch selbst.“ Für ihn ist die Sonneninsel der ideale Ort für das Sprach-Camp: „Die Infrastruktur hier auf der Sonneninsel ist ideal. Die Kinder können außerhalb der Therapie ganz unkompliziert spielen. Für uns Eltern gibt es genug Möglichkeiten, um uns in Ruhe auszutauschen.“ Am Nachmittag gibt es für die Teilnehmer am Sprach-Camp ein abwechslungsreiches Programm: Töpfern, ein Waldausflug, Tanz und Musik und der beliebte Besuch von Therapiehündin Chira. Besonders schön finden die Eltern, dass das Programm zur Gänze freiwillig ist – wer möchte, kann an allen Angeboten teilhaben oder auch nicht – ganz individuell.

Intensive Therapiewoche für Spaltenkinder

Das Programm hier beim Sprach-Camp ist sehr intensiv. Weil es pädagogisch gekonnt spielerisch verpackt ist, macht es den Kindern großen Spaß. Zwei Mal täglich gibt es eine halbe Stunde Einzeltherapie, drei Mal je eine Stunde in der Gruppe und zwei Kleingruppeneinheiten. „Mika ist trotzdem immer dabei“, freut sich seine Mama Laura Jäggle. Die beiden sind heuer bereits zum zweiten Mal dabei. Im Vergleich zum vergangenen Jahr ist Mika (6) heuer deutlich motivierter, weshalb „er auch noch viel stärker vom Programm profitiert.“ Nach dem ersten Sprach-Camp auf der Sonneninsel ist ihr Sohn „total aufgeblüht“. Die Fortschritte, die er in der intensivtherapeutischen Woche gemacht hat, haben ihn für das weitere Üben zuhause sehr motiviert. „Dieses Mal ist er mit vollem Einsatz dabei und er hat selbst große Freude daran. Er merkt selbst, wie viel da weiter geht.“ Auch Mikas Logopädin zuhause in Wien war nach dem ersten Sprach-Camp erstaunt über die Fortschritten. Seither wird sie von Caroline König regelmäßig mit fachlichen Tipps unterstützt. „Durch die Tipps von Frau König hat auch unsere Logopädin zuhause viel Neues gelernt und kann Mika so lustigere Übungen zeigen, die auch noch mehr bringen. Mika ist immer schon gerne zu seiner Logopädin gegangen, aber jetzt merken wir alle, dass er große Fortschritte macht“, berichtet Laura Jäggle.

Regelmäßiges Üben bringt Fortschritte

Für betroffene Kinder und ihre Eltern gehört das regelmäßige Üben zum Alltag. Rund eine dreiviertel Stunde muss zusätzlich eingeplant werden. Das Üben und Trainieren fällt den Kindern nicht immer leicht, alleine ist es außerdem schnell langweilig. Da ist das intensive gemeinsame Ausprobieren und Üben in der Gruppe um einiges lustiger. So wie Mika ist auch Lia (7) heuer zum zweiten Mal mit dabei. Sie hat mit ihrem Papa die weiteste Anreise: Die Familie wohnt in der Nähe von Bremen. „Wir kommen mit dem Flieger nach Salzburg“, erzählt Papa Martin Anders, „Und zahlen den Aufenthalt komplett selbst. Aber das ist es uns auf jeden Fall wert. Die Fortschritte, die Lia im vergangenen Jahr in nur einer Woche gemacht hat, sind beeindruckend.“ Beim letzten Sprach-Camp war sie mit ihrer Mutter zu Gast auf der Sonneninsel. „Als die beiden nach Hause gekommen sind, war ich wirklich erstaunt von den positiven Veränderungen“, erinnert sich Martin Anders. Lia erhält seit ihrem vierten Lebensmonat ein Mal wöchentlich Logopädie, vor drei Jahren war die Familie für einen vierwöchigen Aufenthalt in einer speziellen Sprachklinik in Deutschland. Die Intensität der Therapie und der Fortschritt bei seiner Tochter sind laut Martin Anders aber nicht mit diesem Camp vergleichbar. „Dort wurden 45 Minuten an fünf Tagen in der Woche geübt. Außerdem war das ein richtiger Klinikaufenthalt. Hier auf der Sonneninsel ist das ganz anders: „Das Sprach-Camp ist deutlich intensiver, das hat sie steil nach oben gebracht. Lias Aussprache hat sich sehr verbessert.“

Spielerische Therapie ganz nebenbei

Alle Eltern sind sich einig: Eine vergleichbare Intensivtherapie gibt es nirgendwo. Beim spielerischen Miteinander läuft die Therapie ganz nebenbei. „Es macht einen großen Unterschied, ob die Übungen ganz nüchtern oder doch lustig und abwechslungsreich angeboten werden,“ weiß Papa Markus. „Wenn die Kinder Spaß am Üben haben, können sie das Gelernte auch viel leichter umsetzten.“ Mama Kerstin freut sich, dass beim Sprach-Camp der ganzen Körper zum Einsatz kommt: „Die Kinder robben und rollen lachend am Boden, machen Tierlaute nach, lernen, wie Atmung, Bewegung und Stimme zusammen hängen. Zu jeder Bewegung gibt es eine passende Artikulation, das macht einfach mehr  Spaß als eintöniges Üben.“ Martin Anders ist vom Konzept der „Insel der sprechenden Tiere“ sehr angetan. „Für die Kinder ist es sehr lustig, Tiergeräusche nachzuahmen und dabei ihre Stimme besser kennen zu lernen.“„Auch wir Eltern lernen viel Neues“, sagt Kerstin Peer. Mit einem Nasenröhrchen wird etwa der Zusammenhang von Lauten und Atmung sichtbar gemacht, man sieht gleich, wie für unterschiedliche Buchstaben unterschiedliche Atemtechniken nötig sind. „Wenn sich der Ball auf dem Röhrchen bewegt, wird für die Kinder das Mysterium, das in ihrem Mund vor sich geht, plötzlich sichtbar. Wie eine Art Biofeedback.“ Mit solchen einfachen Tricks kann das Üben auch zuhause begleitet werden. Am Ende des Sprach-Camps erhalten alle Eltern ein Heft, das individuelle Übungen für Zuhause enthält.

Wissenschaftliche Evidenz der Wirksamkeit

Um die Wirksamkeit dieser intensiv-therapeutischen Woche aufzuzeigen, wird das Sprach-Camp wissenschaftlich evaluiert. Dazu werden die Kinder zu Beginn, am Ende und drei Monate danach (als Follow-Up) diagnostisch untersucht. In der Einzeltherapie wird so auch an den individuellen Zielen intensiv gearbeitet. Diese wissenschaftlichen Wirksamkeitsnachweise sollen zukünftig als die Argumentationsgrundlage dienen, schließlich gibt es derzeit keine fixen Zuschüsse der Krankenkassen. „Das ist sehr undurchsichtig und wird von Kasse zu Kasse anders gehandhabt, ein echter Graubereich“, wundert sich Papa Markus. „Gerade wenn es finanziell eng ist, können sich manche Familien das Camp nicht leisten“, weiß Laura Jäggle. „Anders als bei uns in Deutschland gibt es in Österreich ja keine Kurmöglichkeiten für Betroffene“, erklärt Martin Anders. Er spricht für alle, wenn er sagt: „Dabei wäre ein Camp wie dieses ja eindeutig als therapeutisch sehr wirksame Nachsorge-Maßnahme zu sehen.“

Wir hoffen, dass in naher Zukunft intensivtherapeutische Interventionen wie „Die Insel der sprechenden Tiere“ finanziell von allen Krankenkassen besser unterstützt wird, damit allen Betroffenen diese wirksame Therapie ermöglicht werden kann.

Bis zum nächsten Mal!

 

 

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